Ernte-Tour: Buschbohnen

Das hatten wir nicht erwartet: Bei Mählmann Gemüsebau, einem der ganz großen Gemüsebauern Deutschlands erleben wir wie Buschbohnen fliegen lernen! Ein Erntebericht mit erhabenen Gefühlen auf imposanten Ernte-Maschinen.

Johana und Christian mit Bohnensalat am Ernte-Tour-Tisch. Frischer geht's nicht!

Verabredet sind wir mit Johanna, Leiterin des Qualitätsmanagement, die uns morgens gutgelaunt in dem modernen Gebäudekomplex in Empfang nimmt. „Die Buschbohnen warten schon auf uns, allerdings sind es ein paar Kilometer. Fahrt einfach mir nach“, sagt sie und fährt voraus.

Dass hier im Oldenburger Münsterland „ein paar Kilometer“ sich etwas hinziehen können, merken wir nach knapp einer halben Stunde Fahrt durch die flache, zugleich auch abwechslungsreiche Landschaft. Wald und Wiesen wechseln sich ab, dazwischen immer wieder große Gemüsefelder, auf einigen werden gerade Radieschen geerntet.

Große Felder, große Maschinen

Buschbohnen-Feld von Mählmann Gemüseanbau Buschbohnen-Feld von Mählmann Gemüseanbau, Foto: BVEO

Dann sind wir da und halten am Gut Vehr am Ortsrand von Quakenbrück. Eine riesige, grüne Gemüsebau-Fläche mit unseren Buschbohnen. Und die Ernte ist bereits in vollem Gange: Zwei imposante Ernte-Maschinen, die Ploegers, ziehen zügig ihre schnurgeraden Bahnen über das 17ha große Feld. Vorne schneiden sie die circa 40 Zentimeter hohen Büsche samt Bohnen ab, trennen beides in ihrem riesigen Inneren und werfen die Bohnen in hohem Bogen nach hinten, in den voluminösen Auffangbehälter, den Bunker ganz hinten. Die werden ab und zu in die hochwandigen Anhänger der wartenden Traktoren umgeladen.

Buschbohnen im Ploeger-Bunker Hier fallen die Buschbohnen in den Bunker. Foto: BVEO

Ich klettere hinauf zu Alois in die Fahrerkabine und fahre ein Stückchen mit. Ein erhebendes Gefühl hier oben, als ob wir über dieses riesige Buschbohnenfeld dahinschweben würden. Während wir pro Stunde mit zwei Maschinen mal eben 10 Tonnen Buschbohnen ernten. In zwei Tagen ist dieses riesige Feld leer und die Bohnen in unseren Supermärkten – oder schon auf dem Teller. Und während ich Alois bewundernd zuschaue, wie er souverän seinen Ernte-Riesen durch die Bohnen führt und mir erzählt, dass die Riesenreifen seiner Maschine viel verträglicher für den Boden sind, weil sie das Gewicht besser verteilen, gehen mir auch andere Fragen durch den Kopf:

Wie viele Erntehelfer wohl früher für diese mühsame Ernte nötig waren? Wie lange dauerte so eine Ernte? Sind die Bohnen dadurch nicht auch günstiger geworden? Warum sind so viele von uns Verbrauchern noch immer skeptisch gegenüber intelligenter, ja umweltschonender, und wirtschaftlich sinnvoller Technik in der Landwirtschaft?

Der perfekte Erntezeitpunkt

Wieder unten auf dem Boden treffe ich Ansgar Lüske, den zuständigen Anbauleiter, quasi „Mister Buschbohne“ bei Mählmann. „Die Buschbohnen hier haben wir Anfang Juli ausgedrillt, sie brauchen bis zur Ernte circa 75 Tage und sind eigentlich einfach anzubauen – wenn denn das Saatgut stimmt und das Wetter mitspielt“, berichtet er. Dann zeigt er uns, woran man den perfekten Erntezeitpunkt der Bohnen erkennt. „An einem Busch sind etwa 20 Bohnen dran und diese hier sind jetzt perfekt.“ Dabei bricht er eine Schote auf und zeigt sie mir: „Junge, zarte Bohnen mit wenig Kernen drin, besser geht’s nicht“.

Was mit dem Feld passiert, wenn es abgeerntet ist, will ich von Ansgar wissen. „Es wird umgepflügt und im nächsten Jahr kommt Roggen, Gerste oder ganz was Anderes drauf. Jedenfalls nicht wieder Bohnen. Bohnen brauchen dringend andere Fruchtfolgen, sie sind nicht selbstverträglich wie wir sagen. Der Boden verändert sich bakteriell durch den Bohnenanbau – und würde im nächsten Jahr den Bohnen Probleme bereiten. Frühestens nach 5 Jahren sollte man hier wieder Buschbohnen anbauen.“ Wieder was gelernt: Danke Ansgar.

Bohnensalat am Ernte-Tour-Tisch: Frischer geht’s nicht

So und woran erkennen wir im Supermarkt eigentlich, ob die Buschbohnen auch wirklich perfekt sind? Da hilft Johanna weiter, mit der wir inzwischen auf ein weiteres Buschbohnenfeld gefahren sind, dessen Ernte erst in ein paar Tagen ist. „Zuerst schauen, ob die Bohnen wirklich frisch aussehen, durchgehend knackig grün sind, keine Flecken haben und man beim Durchbrechen ein deutliches Knacken hört. Das Fruchtfleisch sollte auch schön grün und frisch aussehen und die Körnung nicht zu groß sein.“

Wie lecker frische Buschbohnen schmecken, das erfahren wir gleich hier, direkt am Feldrand, wo wir unseren Tisch der Ernte-Tour aufgebaut haben. Johanna hat gekocht und es gibt sehr leckeren Buschbohnensalat mit Walnüssen und Fetakäse. Ein feines Rezept mit der Bohne in der Hauptrolle, die der frischen Qualität des Gemüses gerecht wird und sie nicht zu einer Beilagen-Statistin reduziert, was noch immer oft passiert. Danke Johanna: Es war phantastisch-knackig-lecker!

Bohnensalat am Ernte-Tour-Tisch, von und mit Johanna (Mählmann Gemüseanbau) Bohnensalat am Ernte-Tour-Tisch: Frischer geht's nicht! Von und mit Johanna von Mählmann Gemüsenabau. Foto: BVEO

Wie die Buschbohne in den Supermarkt kommt

Nächste Frage, nächster Experte: Wie schaffen es die Bohnen, so frisch und rasend schnell zu uns in den Supermarkt zu kommen? Da hilft uns Christian Mählmann weiter, der Junior-Chef und Mitgeschäftsführer, den wir in der Cappelner Zentrale treffen. Neben ihm ein Bohnen-Anhänger von unserem Feld, der seine Ladung bereits zur Hälfte in den Bunker gekippt hat.

„Hier werden die Bohnen angeliefert und durchlaufen anschließend sämtliche Stationen bis zur Verpackung und Weitertransport in den Handel. Das geht zu großen Teilen vollautomatisch, wie beim Waschen, Prüfen, Sortieren, Portionieren z.B., aber einige Prozesse werden weiterhin händisch von unseren Mitarbeitern ausgeführt.“ Damit die Qualität wirklich perfekt ist.

Unser Weg durch die verschiedenen Hallen führt uns über riesige Wasch-Strassen, lasergesteuerte Sortier-Bühnen, Rüttel-Schächten, eine Menge Laufbänder mit Kontrolleuren – es ist ein stetes Vorwärtsbewegen der Bohnen, unaufhaltsam und mit einem Ziel: die Packstation. Hier wird befüllt in große und kleine Packungen, umverpackt, ettiketiert und in Kartons aufgetürmt, die von Stapelfahrern mit hohem Tempo in die Kühlhalle transportiert werden. Und in ein paar Stunden schon, sausen die in LKWs durchs ganze Land.

„In 24 Stunden liefern wir vom Feld bis ins Supermarktregal“, lächelt der Junior selbstbewußt und zeigt uns auf einer etikettierten Bohnen-Tüte, woran man die Frische Qualität erkennt: „Auf jeder Verpackung ist der Abpacker notiert. Auch der Verpackungs-Tag ist klar. Hier zum Beispiel: L38 03 – steht für 38. Woche, 3.Tag.“Das ist heute. Danke Herr Mählmann für den Tipp.