Ernte-Tour: Zwiebeln

Das Team von „Deutschland – Mein Garten.“ besucht auf seiner Ernte-Tour verschiedene Erzeugerbetriebe in ganz Deutschland. Denn wir wollen wissen, wo es herkommt, das frische Obst und Gemüse aus Deutschland. Heute schauen wir uns an, woher ein echter Evergreen der deutschen Küche kommt: die Speisezwiebel. Dazu besuchen wir das Mitteldeutsche Zwiebelkontor in Magdeburg und Calbe/Saale.

Langsam setzt sich der Traktor in Bewegung. Die beiden Anhänger, die der Koloss mit sich zieht, folgen mit einem leichten Ächzten. So weit so unspektakulär: Ein Traktor fährt. Aber dann, wenige Minuten später, staunen wir von „Deutschland – Mein Garten.“, nicht schlecht. Der Traktor steht mittlerweile parallel zu einer großen, leicht abgeschrägten Fläche. Jetzt beginnt der Treckerfahrer langsam den Hänger zur Seite hin abzukippen. Es beginnt zu rumpeln, immer lauter und lauter und es beginnt wie verrück zu stauben – feinste Erde schwirrt durch die Luft an diesem heißen Tag Anfang September, als wir auf dem Gelände der Agrar-Genossenschaft eG Magdeburg-Nord, einem Erzeuger des Mitteldeutschen Zwiebelkontors, beim Abladen von rund 22 Tonnen Speisezwiebeln zuschauen.

500 bis 600 Tonnen Zwiebeln täglich

Mit einem lauten Tosen fallen auch die letzten Zwiebeln aus dem Anhänger und wandern jetzt über ein langes Förderband hinein in die angrenzende Halle. Wer jetzt den Weg des Förderbands mit verfolgt, der steht am Ende vor einem riesen Zwiebelberg, der hier geschützt vor Licht und bei den richtigen Bedingungen gelagert wird. „500 bis 600 Tonnen Zwiebeln kommen hier jeden Tag an“, erklärt Andreas Kahl, einer der beiden geschäftsführenden Vorstände der Agrar-Genossenschaft eG Magdeburg-Nord.

Zwiebeln soweit das Auge reicht

Der etwa vier Meter hohe Berg aus unzähligen gelben Zwiebeln ist beeindruckend, kennen die Endverbraucher doch nur die bis zu 2 Kilo schweren Zwiebelnetze aus dem Supermarkt oder lose Ware. Aber woher das Gemüse, dass uns so gerne zum Weinen bringt kommt, fragen sich wahrscheinlich die wenigsten. Wir können sagen: Sie kommen beispielsweise aus Sachsen-Anhalt. Insgesamt 1000 Hektar gehören hier zum Mitteldeutschen Zwiebelkontor, einem Zusammenschluss von rund 17 Erzeugerbetrieben, die allesamt Zwiebeln produzieren. Heute dürfen wir von „Deutschland – Mein Garten.“ zuschauen, wie Zwiebeln geerntet, gelagert und schließlich verpackt werden. Zu guter Letzt treffen wir noch eine echte Hoheit und probieren Calbenser „Bollentitsche“, aber dazu später mehr.

Ab aufs Feld: So werden Zwiebeln geerntet

Als nächstes geht es mit Andreas Kahl aufs Feld. Hier gibt es Zwiebeln soweit das Auge reicht – oder zumindest bis an die Autobahn, die hier entlangführt. „Die Zwiebeln sind jetzt erntereif“, erklärt Andreas Kahl. Die Zwiebeln gucken etwa zu einem Drittel aus der Erde, das Grün wurde bereits maschinell entfernt. Andreas Kahl deutet auf die große Landmaschine, die, gezogen von einem Traktor, langsam die Reihen entlangfährt. „Das ist ein Dreibeet-Zwiebelroder, damit holen wir jetzt die Zwiebeln aus dem Boden und lassen sie mindestens eine Woche auf dem Feld liegen, damit sie trocknen können.“ Denn, bevor die Zwiebeln für rund sechs Monate eingelagert werden können, müssen sie erstmal ordentlich durchtrocknen, damit sie nicht schimmeln. „Bei den aktuellen Wetterbedingungen klappt das natürlich optimal.“ Hier auf den Feldern bei Magdeburg wachsen Sommer-Saatzwiebeln.

Im Video: So werden Zwiebeln geerntet

„Wir sähen die Zwiebeln im März aus und können sie Ende August, Anfang September ernten“. Auf seine flache Hand schüttet er viele kleine, grün-schimmernde Saatkörner. „Diese Körner bringen wir mit der Saatmaschine in die Erde.“ Die Zwiebelreihen laufen in einem bestimmten Abstand, wie mit dem Lineal gezogen über das Feld. „Die Zwiebeln, die wir hier ernten sind zwischen vier bis sieben Zentimeter im Durchmesser“, erklärt Kahl und zieht nebenbei ein paar Zwiebeln aus dem lockeren Boden. „Das ist die passende Größe für den Endverbraucher.“ Sind die Zwiebeln aus dem Boden geholt und getrocknet folgt der nächste Arbeitsschritt, den wir auf einem anderen Teil des riesigen Feldes beobachten können. Zwei Traktoren fahren nebeneinander her, der eine zieht einen Zwiebelüberlader, welcher die Zwiebeln vom Feld aufnimmt und dann über ein Förderband auf den Hänger des danebenfahrenden Treckers transportiert.

Im Video: So werden Zwiebeln gesät

Auf nach Calbe/Saale: Hier werden Zwiebeln gelagert und verpackt

Vom Feld geht es für uns weiter nach Calbe/Saale, zum Hauptsitz des Mitteldeutschen Zwiebelkontors. Hier treffen wir Reiner Tischler, den Geschäftsführer der Calbenser Handelsgesellschaft mbH. Auf dem Hof herrscht  reges Treiben. Ein LKW lädt gerade seine Fracht ab – wie könnte es anders sein – Zwiebeln.

Im Video: So sollten Zwiebeln gelagert werden

Zwiebeln aus Deutschland fast das ganze Jahr erhältlich

Auch hier in Calbe wandern die gelieferten Zwiebeln über Förderbänder an ihren Lagerort. „Etwa 30 LKWs kommen täglich und laden Zwiebeln ab“, erklärt Reiner Tischler bei unserem Rundgang über den Hof. Neben Zwiebeln werden aber auch Schalotten geliefert, die „kleine Schwester der Zwiebel“. Diese ist kleiner und nicht ganz so scharf im Aroma und eignet sich hervorragend für feine Salate. „Wir lagern hier etwa 12.000 Tonnen Zwiebeln“, gibt Reiner Tischler eine beeindruckende Zahl Preis. Damit diese optimal trocknen und lagern setzt man in Calbe auf die Unterflurbelüftung. Diese dient dazu, die Zwiebeln zu trocknen und anschließend lagerfähig zu machen „Bei bis zu einem Grad können wir so die Zwiebeln bis Mai lagern.“ Das Zwiebeln so lange lagerfähig sind und als Spät- und Frühzwiebel geerntet werden können, sorgt dafür, dass es fast das gesamte Jahr über Zwiebeln aus Deutschland zu kaufen gibt.

Im Video: So bleiben Zwiebeln lange frisch:

Die Ernte- und Produktionshelden aus Magdeburg und Calbe/Saale

In Calbe werden aber nicht nur Zwiebeln und Schalotten getrocknet und gelagert, sondern auch verpackt. Dazu laufen die Zwiebeln über viele Meter Förderbänder, werden von Hand kontrolliert und schließlich in die Netze verpackt, die wir aus dem Lebensmitteleinzelhandel kennen. „Wir verpacken auch größere Mengen, diese gehen aber unter anderem auch ins Ausland“, erklärt Tischler. Neben den gelben Zwiebeln werden beim Mitteldeutschen Zwiebelkontor auch Rote, süsse und Weiße Zwiebeln verpackt.

Besondere Zwiebel-Delikatessen aus Calbe/Saale

Bevor sich unser Besuch dem Ende nähert, dürfen wir uns noch von der kulinarischen Vielfalt der Zwiebeln aus Sachsen-Anhalt überzeugen. Hier in der Region liebt man die Zwiebel und nennt sie in der Mundart „Bollen“. Einige Mitglieder des Calbenser Bollenvereins – unter Ihnen auch die Calbenser Bollenkönigin ­– zeigen uns, welch leckere Sachen man aus Zwiebeln zaubern kann. Besonders stolz sind die Calbenser auf ihre Delikatesse „Bollentitsche“, ein Gericht in das vor allem eins gehört: ganz viel Zwiebeln. Diese werden kleingeschnitten, angebraten und mit Speck, Mehl, Wasser und Kümmel so lange eingekocht, bis alles reduziert ist und die Zwiebeln ihren ganzen Geschmack entfaltet haben. Außerdem probieren wir Zwiebelsalat und den Klassiker Zwiebelkuchen. Mit vollem Bauch stellen wir am Ende des Tages zufrieden fest: Zwiebeln sind viel mehr, als nur ein Gemüse zum Würzen oder Verfeinern.

Hier finden Sie das Rezept zu der Calbenser „Bollentitsche“ >>

Hier geht es zum Rezept für Zwiebelsalat >>

Hier finden Sie ein Rezept für einen klassischen Zwiebelkuchen >>

Im Video: So können Sie Zwiebeln im Garten pflanzen